Buchrezension: Gespräche mit Freunden von Sally Rooney 

Nachdem mir der Roman „Normale Menschen“, den ich dieses Jahr bereits von Sally Rooney gelesen habe so unglaublich gut gefallen hat, stand es für mich außer Frage auch ihrem Buch „Gespräche mit Freunden“ meine Aufmerksamkeit zu widmen.

Die Handlung

Wir erleben die Geschichte aus der Perspektive der Protagonistin Frances. Sie eine junge Frau, welche leidenschaftlich gerne dichtet und vor allem Poety Slams verfasst lernt, gemeinsam mit ihrer Ex-Freundin und nun Besten Freundin Bobbi auf einem ihrer Auftritte das Ehepaar Melissa und Niki kennen.

Inspiriert und angezogen von der Künstlerin Melissa gehen die beiden Frauen eine freundschaftliche Beziehung mit Melissa ein, in die zunehmend auch immer mehr ihr Ehemann involviert wird…

Begleitet wird die Beziehung der vier von andauernden Abendessen, und vielen Gesprächen über Aktuelle Debatten, Kultur und Literatur. Es kommt zu der Entstehung zweier Lager. Wehrend Bobbi oft der gleichen Meinung wie Melissa ist, steht Francis immer häufiger hinter Nick und teilt seine Ansichten.

Dadurch entsteht eine zunehmende Distanz zwischen Melissa und Niki so wie Francis und Bobby, allerdings auch eine neu gewonnene Nähe zwischen den beiden Charakteren, die bald die unsichtbare Grenze einer einfachen Freundschaft zu überschreiten beginnt

Welche Eindrücke habe ich als Leserin gewonnen und was nehme ich mit?

Im Roman von Rooney werden ähnlich wie in ihrem Buch „Normal People“ Gesellschaftskritische Themen aufgerufen und durch ihren sehr nahen Schreibsstil, durch den welchen man sich vollkommen in die Gedankengänge der Charaktere hineinversetzen kann für den Leser greifbarer gemacht.

Es ist dieses Gefühl von Zerrissenheit, welches mich persönlich wehrend des Romans begleitet hat. Das Bedürfnis von jemanden verstanden und angenommen zu werden, der dieselben Wertvorstellungen und wünsche hegt und gleichzeitig das Pflichtgefühl Strukturen aufrecht erhalten zu wollen, um die Gefühle anderer nicht kolossal zu verletzen stellt einen zentralen Konflikt der Handlung dar.

 

Vom Verlangen nach Beständigkeit

Francis und Melissa stehen an unterschiedlichen Punkten ihres Lebens. Während die Karriere der jungen Frau gerade erst in Bewegung kommt, kann Melissa mit ihrem erfolgreichen und beständigen Lebensstil nur ein jähes Bild der möglichen Zukunft für Francis schaffen.

Je öfter die Schriftstellerin Einblicke in diesen Lebensstil erhaschen kann, desto größer wird der drang danach diesen für sich gewinnen zu können, eine Entwicklung, die von Bobby nicht unbemerkt bleibt und zu der zunehmenden Distanz der Beiden fortschreitend beiträgt. 

 

Eine emotionale Tiefe, die süchtig macht

„Gespräche mit Freunden“ wird wohl eines der Bücher werden, an denen man nach jedem Lesen etwas Neues für sich mittnehmen kann.

Die emotionale Tiefe der einzelnen Personen, welche uns die Autorin gewährt schafft es dabei den Schmerz, die Zerrissenheit, aber auch ein Stück weit das Verlangen und die Begierde nachempfindbar werden zu lassen.