Buchrezension: „Das unsichtbare Leben der Addie LaRue“

Wir alle kennen es: Das Gefühl manchmal unsichtbar zu sein, das Gefühl von der Welt und der Gesellschaft einfach nicht wahr genommen zu werden und irgendwie fehl am Platz zu sein.
So unangenehm sich dieses Empfinden für uns auch anfühlen kann, ist es in den meisten Fällen nur temporär.
Das gilt allerdings nicht für Addie LaRue, denn so wie die Zeit keine Bedeutung für die junge Frau hat und sie nicht beeinflussen kann, so hat auch sie keine Bedeutung für das Universum.
Die junge LaRue trägt einen Fluch mit sich, der im Gegensatz zu den zunehmend vergehenden Jahrhunderten kein Ende findet.

Selten habe ich die Gestaltung eines Buchcovers als so schön empfunden wie die der englischen Ausgabe des Bestsellers „The invisible life of Addie LaRue“ von V. E. Schwab.
Dementsprechend musste diese Ausgabe unbedingt Teil meiner Büchersammlung werden.
Nicht weniger als dem Erscheinungsbild, lässt sich allerdings auch dem Inhalt an Beachtung schenken, denn dieser hat es in sich.

 

Die Handlung

Es ist das Jahr 1714, in dem das Leben Addies, so wie es bis zu diesem Moment bestand, ein jähes Ende findet. Auf der Flucht vor ihrer anstehenden Hochzeit, dem Mann, an den sie sich binden soll und dem Schicksal, welches dieser Weg ihr bescheren würde, findet sie sich
verzweifelt und betend um Hilfe in der Dunkelheit wieder und erreicht damit ein Wesen, das wohl niemals hätte gerufen werden dürfen.
Es kommt zu einem naiv geschlossenen Deal, mit dem, um endlich von allem los gelöst existieren zu können, Addie LaRue ihre Seele eintauscht.

Alles hat seinen Preis und so auch ihre ewige Jugend und Unsterblichkeit. Niemand auf den sie trifft kann sich an sie erinnern. Einmal aus dem Blick, scheint sich jede Erinnerung an sie in Luft aufzulösen.
Etwas zu besitzen wird für sie sehr schwierig, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen kaum möglich und die Geschichte der Welt, die sie über die Jahre hinweg mitterlebt zu beeinflussen, ein Ding der Unmöglichkeit.
Doch trotz oder gerade wegen dieser ganzen Widrigkeiten, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, doch etwas zu hinterlassen.
Eine kleine Spur, die beweist, dass sie da war, dass sie nicht unsichtbar war und nicht vergessen werden kann.
Gelingen tut ihr das in der Kunst.
Es ist ist ihr Gesicht, welches in den Malereien großer Künstler immer wieder zu sehen ist und ihre Melodien, die sich hinter erfolgreichen Stücken verbergen. „Ideen sind stärker als Erinnerungen“

Ein Leben in ständiger Einsamkeit

Das zentrale Thema des Romans stellt allerdings die Einsamkeit dar. Wie sie sich zeigt, wie sie ihre Wirkung entfacht und wie man mit ihr umgehen kann, um wie Addie im Extremfall 300 Jahre allein existieren zu können und ohne dabei den Ausweg wählen zu müssen, den ihr das dunkle Wesen Jahr für Jahr unterbreitet.

Aus der Geschichte könnte ich für mich mittnehmen, dass es nicht immer den direkten menschlichen Kontakt braucht, um dem Gefühl des Alleinseins entgegenzutreten.
Vielmehr sind es die geschaffenen Werke anderer, die uns leiten, inspirieren und uns das Gefühl von Zugehörigkeit und Beständigkeit verschaffen können.

Eine absolutes Musst-Read!

Alles in allem wird sich der Roman wohl in meiner „Muss jedes Jahr wieder gelesen werden“
Liste wiederfinden.
Ich mochte die Charaktere und vor allem das durchdachte Ende der Geschichte.
Und obwohl sich das Lesen zwischendurch ein wenig gezogen hat, kann ich den
Roman von V. E. Schwab nur wärmstens empfehlen.